2014, Abrechnung, Ikarus

31.12.2014. High Noon. Schon wieder? An dieser Stelle war ich doch schon? Ja, richtig. (siehe auch)

Was ist 2014 passiert? Ich habe keine Ahnung. Ich wollte meinen Output in diesem Blog reduzieren, das hat gut funktioniert. Zeitweise auf null. Übererfüllt, dieses Ziel. Zielfixiert? Eher nicht (Zielfixiert ist, wenn jemand nur noch das Ziel im Auge hat, und nicht mehr sieht was eigentlich geschieht. Piloten von Kampfjets zum Beispiel, knallen in ihr Ziel rein, statt es nur zu beschießen. Zielfixiert. Voll erwischt, nur nicht sinnvoll erwischt).

Ich war nicht zielfixiert, zumindest nicht was den Blog betrifft, sondern total fixiert. Auf alles. Ich musste alles irgendwie schaffen, und habe nichts geschafft dabei. Obwohl, das stimmt auch nicht, ich habe eine Menge geschafft und viel bewegt. Da ich mir aber vorgenommen habe alles zu schaffen (ganze Welt und so, ihr wisst schon) und das natürlich nicht geschafft habe (sonst hättet ihr wohl davon gehört), war immer noch eine Menge über, egal wie viel ich geschafft habe. Also irgendwie doch Zielfixiert. Voll rein geknallt. Aber mit Anlauf. Nur nicht in ein Ziel, sondern in alle. Und damit in die Falle. Alle Mayday-Rufe und Treibstoff-Mischungen brachten nix mehr. Absturz, Bruchlandung, Totalschaden, Trümmerfeld. Dieser Flieger fliegt nicht mehr, so viel steht fest. Was nun?

Warte mal. Evolution, Auslese, nicht der stärkere gewinnt, sondern der, der am Ende noch da ist und sich vermehren kann. Ok. Mama Natur sagt also weitermachen, nicht unterkriegen lassen, wer aufgibt stirbt aus. Überleben, irgendwie, egal wie. Alles klar. (Evolution und Überlebensstrategie)

Wir hocken am Boden, die Musik spielt in der Luft (da wo die Träume fliegen). Also muss ein neues Flugzeug her. Wegen der Lufthoheit. Die ist wichtig. Wer oben ist, ist im Vorteil, war schon immer so. (Strategie und Taktik)

Churchill wusste das auch.

„We shall go on to the end, we shall fight in France, we shall fight on the seas and oceans, we shall fight with growing confidence and growing strength in the air, we shall defend our Island, whatever the cost may be, we shall fight on the beaches, we shall fight on the landing grounds, we shall fight in the fields and in the streets, we shall fight in the hills; we shall never surrender.“

Oder kürzer

“Never, never, never give up.”

Beides von ihm. Der Mann hatte lauter solche Sprüche drauf.

“Success is the ability to go from failure to failure without losing your enthusiasm”

“Success is not final…Failure is not fatal…it’s the courage to continue that counts”

und mein Liebling:

“If you’re going through hell, keep going.”

(Das ist so ähnlich wie „Wenn Du bis zum Hals in der Scheiße steckst, lass bloß den Kopf nicht hängen!“.)

Lag vermutlich in der Zeit, war grad Mode, oder einfach nur Bedarf. Bedarf an genau diesen Worten zu dieser Zeit. Ob er nun ein Mann war der den vorhandenen Bedarf zu decken wusste, oder einfach mit seinem Angebot zur rechten Zeit da war, Henne oder Ei, interessante Frage, aber eine andere Frage.

Also schön, bevor wir uns in der Geschichte verlieren und lange überlegen was denn nun 2014 zum Geier bloß passiert ist, räumen wir erst mal auf. Trümmer sammeln, Wrack-teile sichten, prüfen was wir noch gebrauchen können und was uns beim Überleben hilft. Und sonst alles raus was keine Miete zahlt, vor allem der Frachtraum muss frei werden. Offenbar haben wir 2014 viel investiert und wenig bekommen, oder aber mit dem Ergebnis nix anfangen können, egal wie, es kam nix bei raus. Zumindest gefühlt nicht. Wir haben viel bewegt, aber uns selbst liegen lassen. Oder wir wurden liegen gelassen. Das ist nicht gut. Das müssen wir nachholen.

Egal ob wir oder die anderen uns vergessen haben, ob es böse Absicht war oder unglückliche Umstände, Schicksal, Karma, Gott, das spielt eigentlich keine Rolle, das Ergebnis ist das gleiche. So oder so, jemand muss sich um uns kümmern, und das hat bisher niemand getan. Vielleicht wollte es sogar jemand tun, hat uns angefunkt das wir in die Sonne fliegen, wollte wissen wo wir runtergehen, und wir sind ziel-fixiert vorbei-gerauscht.

„Ich habe keine Zeit mir anzuhören das ich die Sonne fliege, ich muss noch in die Sonne fliegen!“

Also so wie bisher, geht es nicht weiter. Das funktioniert nicht, ganz offenkundig, das Wrack bekundet es. Und dabei ist es erst mal egal warum, weil die Konsequenz erst mal die gleiche ist: Änderung. Es ändert sich nix, wenn wir nix ändern.

Für Änderung muss Platz her. Altes raus, neues rein. Erst mal altes raus. Wir werfen ab. (wir sind ja grad nicht so hoch, kann also nicht viel passieren)

Was haben wir? Grober Überblick.

  • Job
  • Ehrenämter
  • nebenberufliche Weiterbildungen
  • so einige soziale Verpflichtungen (Familie und so …)
  • Hobbys

Was brauchen wir? Dafür muss ein Unterscheidungskriterium her. Da wir einen radikalen Schnitt machen wollen (wir wollen unser Leben ändern, das ist immer radikal, egal wie) nehmen wir ein radikales Merkmal: wer stirbt wenn ich das hier raus werfe? Daran unterscheiden wir jetzt, was wir zwingend brauchen.

  • Job: naja, schon, erst mal. Verhungern ist doof, und von anderen leben würde-los. Bleibt also vorläufig drin, gucken wir uns später noch mal an, wenn der Kopf freier ist.
  • Ehrenämter? Nein. Niemand stirbt. Raus damit, aber zackig. Es gibt so viele andere Menschen, und wir haben den Job ja schon mal gemacht. Next, please.
  • Weiterbildung? Nein. Nicht zwingend. Niemand stirbt und wir haben schon reichlich getan. Der Ehre ist genüge getan.
  • soziale Verpflichtungen? Einzelfall-Entscheidung. Wenn wirklich jemand stirbt wenn wir uns abwenden, gut, dann müssen wir bleiben. Aber nicht allein. Jemand muss helfen. Man muss nichts allein tun. Alle anderen, wenn sie Spaß machen, gut, wenn nicht, keine Investitionen mehr. Wir haben genug investiert, der Ehre ist genüge getan. (kleiner Tipp am Rande, einfach mal eine Weile nicht melden. Was dann übrig bleibt, ist vermutlich was Wert. Es sei denn sie wollen immer nur was von einem. Dann wieder nicht.)
  • Hobby? Raus, alle, egal, völlig wumpe. Kann man immer wieder aufnehmen. Oder andere aufnehmen. Aber hier stirbt niemand. Ganz sicher nicht. Und wir brauchen Platz, sonst kommen wir nicht wieder hoch. Und wenn man ein Hobby nicht zeitweise aussetzen kann, ist es kein Hobby sondern eine Sucht. Dann erst recht raus damit, aber sowas von! Mit einer Sucht im Frachtraum kriegt ihr den Vogel nie wieder hoch.

Manchmal fallen einem bei einer Betrachtung ja ganz andere Dinge auf. Was stellen wir fest? Hmmmm, der Ehre ist genüge getan, immer wieder. Stimmt! Wir sind nichts schuldig! Das ist anscheinend einer der Vorteile wenn man lange Zeit viel investiert hat. Also haben wir ja doch etwas bekommen aus der Zeit in der wir das Gefühl hatten nichts zu erreichen und uns nicht zu bewegen. Wir haben eine Spitzen-Verhandlungsposition bekommen! Wir schulden niemandem was. Das ist doch super! Um nicht zu sagen, das ist doch die beste aller möglichen Ausgangspositionen für ein neues Jahr die man haben kann, oder?

Hier gibt es einen schönen Artikel dazu: Jahr, ich will

Nun gibt es um diese Jahreszeit ja immer eine Menge Artikel dazu (warum nennt man die Zeit zwischen den Jahren eigentlich nicht die fünfte Jahreszeit?). Viele davon finde ich furchtbar. Es ist wie eine Seuche. Wie bei allen Dingen, macht die Dosis das Gift. Wenn es nur noch Jahresrückblicke gibt, sind sie plötzlich giftig. Und tun weh.

Außerdem ist die Botschaft gefährlich. „Wir müssen mehr leben“, „Wir müssen uns mehr um uns selber kümmern“, „Wir müssen mehr genießen“. Ja, schon, ist ja nicht falsch, aber unreflektiert ist es gefährlich. Ich kenne viele, die das wörtlich nehmen, und sich nur noch um sich selber kümmern. Das Problem: Niemand ist allein, und wenn sich einer nur um sich kümmert, sind um ihn Menschen die genau dadurch wieder investieren und nichts zurück bekommen.

Egoisten gibt es schon genug, aber wenn die Nicht-Egoisten darauf reagieren, indem sie selber Egoisten werden, gibt es bald nur noch Egoisten. Und das schlimmste: es gibt geborene Egoisten und gelernte Egoisten. Die geborenen werden immer das größere Talent und die größere Erfahrung haben, und die gelernten somit wieder verlieren. Also gewinnt man nichts, wenn man lernt Egoist zu sein. Man begibt sich nur auf ein neues Spielfeld, auf dem man wieder verlieren wird. Und die geborenen Egoisten sind dann plötzlich Naturtalente und werden Könige.

Streite Dich nicht mit einem Idioten. Er zieht Dich auf sein Niveau herunter und schlägt Dich dann mit Erfahrung.

In diesem Sinne, bleibt auf eurem Spielfeld, such euch neue Mitspieler, spielt eine Weile allein, übt Spielzüge, egal was, aber gebt nicht auf nur weil irgendwas aussichtslos erscheint. Und spielt vor allem anderen nicht mit den blöden Egoisten. Es ist hart, es dauert lange, und da ist auch mit Sicherheit eine gefühlte Ewigkeit kein einziges verdammtes scheiß Licht am Ende von diesem scheiß Tunnel.

Aber nur weil es dunkel ist, heißt das nicht das da niemand neben einem geht. Man sieht die anderen nur nicht. Eben weil es so dunkel ist. Aber da sind garantiert welche. Sieben Milliarden Menschen in einem einzigen Tunnel! Da ist garantiert jemand. Und was soll aus diesen anderen werden, wenn wir aufgeben??? Was wäre aus England und Europa geworden, wenn Churchill gesagt hätte „Ok, scheiß drauf, hat doch eh keinen Sinn, gehen wir heim und besaufen uns“. Wenn wir uns abwenden, wird es morgen wieder jemanden geben, der sagt, „die anderen wenden sich ab“. Und wenn es mal zu dunkel wird: Singen. Hat immer geholfen. Dann hört man sich.

In diesem Sinne. Ziehen wir den Nutzen aus dem ja offenbar doch nicht so vergeblichen 2014. Bruchlandungen gehören zum Erfahrungsschatz, und ermöglichen den Umbau des Flugzeugs. Im Flug geht das schlecht, klappt nur selten, führt oft auch zu Bruchlandungen. Mal sehen was 2015 bringt. Ich geh dann mal mein Flugzeug umbauen, wo ich schon mal hier unten bin. Ich glaube mit ein bisschen Draht und Klebeband kriege ich den Motor schon wieder hin. Das muss doch irgendwie, vielleicht wenn ich hier ein bisschen, warte, hier, halt das mal … nicht bewegen!

 

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Und nicht zu vergessen, Einsteins „Miracle-Year“

Geht rauf zwischen den Wolken Eure Träume jagen, ich komme nach sobald ich das Ding hier wieder geflickt habe, wir sehen uns dort.  Aber achtet auf die Sonne!  Und schaut nach den Kollegen, falls mal einer ins trudeln kommt. Ist doch Ehrensache unter Flieger-Kollegen, oder? …