Derzeit gibt es reichlich Meldungen zu einer neuen Facebook-App. Sie soll sich „Paper“ nennen. Sowohl eine App als auch eine Responsive-Website ist im Gespräch. Sinn der Aktion soll sein, eine konsolidierte Nachrichtenquelle zu werden, in der die News aus allgemeinen Quellen (Agenturen, Zeitschriften, Blogs) mit denen aus dem Freundeskreis kombiniert werden.
Quell all der Nachrichten scheint „Recode“ zu sein, ein Produkt ehemaliger „AllThingsD“-Leute. Diese berufen sich auf einen Insider.
Ob etwas dran ist wird sich zeigen. Angeblich soll „Paper“ noch diesen Monat veröffentlicht werden. Selbst wenn nicht, bedeutet es nicht das nicht etwas in der Mache ist. Facebook hatte schon immer extrem lange und dann auch größtenteils gestaffelte Rollout-Phasen. Der Business Insider ist jedenfalls der Meinung, das das „News-Business“ zittern sollte.
Die Vorgehensweise mit einer solchen App passt sowohl in die Ankündigungen als auch in das Umfeld von Facebook. Man hat dort in letzter Zeit immer wieder allgemeine Nachrichten zwischen all den persönlichen Statusupdates in den Vordergrund geschoben, und auch explizit angekündigt zu einer „persönlichen Zeitung“ werden zu wollen.
Die Änderung des News-Streams mit Fokus auf Nachrichten und einige weitere Änderungen, spielen dabei durchaus alle im gleichen Spielfeld.
- „trending Topics“ (facebook, heise, allfacebook, internetworld)
- „related Topics“ (siehe auch)
- „save for later reading“ (siehe auch)
- „embedded posts“ (siehe auch)
Die Idee dabei ist ja gar nicht schlecht, aber eben auch nicht neu. Genau so wenig wie das Problem. Das Thema „News-Management“ beschäftigt die Menschen schon lange. Wie bleibe ich auf dem laufenden, ohne überschwemmt zu werden?
Viele Mechanismen und Webseiten haben versucht, Nachrichten nach persönlichen Bedürfnissen zu aggregieren. Man setzt „Alerts“, abonniert „Feeds“ und „Newsletter“, und filtert dann in der Schwemme an Nachrichten wieder nach Begriffen. Dann muss man aber noch wissen was im eigenen Umfeld so passiert. Nicht wenige wissen vermutlich mehr über aktuelle Ereignisse im Weltgeschehen als über die eigene Stadt. Zu entscheiden was für wen interessant oder sogar wichtig ist, ist eine bis heute unbeantwortete Aufgabenstellung.
In Facebook könnte man mit etwas gutem Willen eine Art von flexibel abonnierbarer „Crouwd-Sourcing“-Nachrichtenquelle sehen. Es lassen sich zu beliebig vielen Themen und Themenkombinationen beliebig viele Gruppen und Seiten gründen. Jeder Benutzer kann beliebig viele Seiten abonnieren und Gruppen beitreten. Auf diese Weise lassen sich die eigenen Interessen zusammenstellen und der eigene Newsstream mit dem füllen was man gern sehen möchte.
Dazwischen sind auch immer die eigenen Kontakte vertreten, die einen durch einen Kommentar oder einen geteilten Inhalt auch wieder auf Dinge aufmerksam machen können, ganz abgesehen von ihren eigenen Neuigkeiten. Zu jedem Kontakt einstellen zu können, ob man nur seinen Status oder auch alle seine Kommentare sehen möchte, kann die Ausrichtung des eigenen Newsstream weiter anpassen und verbessern.
Doch irgendwo müssen die Beiträge herkommen. Gefüllt wird all dies nicht nur von Medienagenturen die für Ihre Zeitschrift oder ihren Blog eine Seite auf Facebook führen. Jeder kann Seiten und Gruppen öffnen, und jeder kann Beiträge auf Seiten und in Gruppen teilen. Die Nachrichten werden also von allen Menschen aus der ganzen Welt zusammengetragen.
Ob man all diese Nachrichten ausgerechnet bei Facebook sehen möchte, oder lieber in einer freien und offenen Plattform ähnlich zu der Wikipedia, sei dahingestellt. Facebook wird es sicher gern bei sich haben.
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