2017, Kopfschütteljahr

2017 ist rum, bumm. Irgendwie ging das Jahr an mir vorbei. 2016 ging es noch auf und ab, 2017 einfach durch. What the Hell happened?

Trump

Als Amerika wählen musste haben alle Angst gehabt das der Trump mit seinen komischen Versprechen wirklich an die Macht kommt. Ich habe gesagt: jetzt entscheidet sich ob Amerika noch eine Nation mit Verantwortung ist oder nur ein Kasperle-Theater. Was solls, irgendwann müssen sie sich ja mal entscheiden. Und wie die Franzosen (die übrigens auch gewählt haben) sagen: et voilá, wir haben die Antwort. America first, first clowning nation. Spaß gab es immerhin reichlich, ich sage nur: Netherlands second! Jup, die haben Humor. Einige andere auch, aber ich glaube die Niederländer waren die ersten die sich als zweite gemeldet haben.

Offen bleibt die Frag was Trump mit seinem unzählbar oft wiederholten „America first, great, and first, and great, …“ kompensieren will, aber die Betonung auf „first“ und „great“ legt doch einen Verdacht nahe. Noch offener ist die Frage was in Schweden passiert ist. Trump war offenbar geschockt („Schweden! Wer hätte das gedacht? Ausgerechnet Schweden!“). Es muss also was schlimmes gewesen sein. Wir waren auch geschockt. Und wir wissen bis heute nicht was in Schweden passiert ist, so geschockt sind wir. Entweder die Schweden sind derart gut im vertuschen von Terror-Anschlägen (vermutlich um uns den Schock zu ersparen), oder Trump hat seinen Jungs von der CIA das Spiel verdorben weil er geplante „Terror-Anschläge“ zu früh verkündete. Das passiert jedem mal, auf ähnliche Art ist die Mauer der DDR gefallen („Das gilt, also, meines Wissens, unverzüglich, …“). Weniger verwunderlich ist das Trump als führender Bau-Unternehmer mit amtlichem Minderwertigkeitskomplex mal eben so verkündet die zweitgrößte Mauer der Welt bauen zu wollen. Die Mauer zu Mexico erinnert auch irgendwie an die DDR, aber größer als die chinesische wird sie vermutlich nicht. Teurer bestimmt, aber nicht größer. Und das sie teuer wird ist nicht schlimm, bleibt ja in der Familie.

Neben all dem Kopfschütteln über Trump gibt es einige Muster die Sorgen bereiten. Unbeliebte Mitarbeiter werden entlassen, oder verklagt. Ermittlungen über merkwürdige Verbindungen im Umfeld des Präsidenten werden eingestellt, und wenn das nicht klappt die Leiter der Behörde unter Anklage gestellt. Die Presse ist sowieso nur noch voll von Fake-News, der Präsident sagt es uns ins Gesicht das er der einzige ist der die Wahrheit sagt. Vereinfacht ausgedrückt: „Glaubt niemandem, glaubt einfach nur das was ich sage“. Solche Töne kannte man sonst nur aus Ländern mit, sagen wir mal, „anderen“ Regierungsformen. Wie auch immer, als Snowden seine Unterlagen veröffentlicht hat gab es einen ehemaligen Stasi-Mitarbeiter der meinte „Wenn wir damals diese Technik gehabt hätten gäbe es die DDR noch“. Jetzt wissen wir, es gibt sie, die Techniker sind nur ausgewandert, das Prinzip ist das gleiche. Selbst die Mauer wird wieder aufgebaut, nur jetzt eben in Amerika. Vermutlich zahlen sie den Technikern mehr und haben genügend mexikanische Low-Budget-Arbeiter.

Da beruhigt es zumindest ein wenig das die Amerikaner selber nicht hinter ihrem Präsidenten stehen. Wie er ins Amt kam wird genau so mysteriös bleiben wie die Schweden-Frage, hier auf jeden Fall ein Bild seiner Amtseinführung: links Trump, rechts Obama. Zuspruch sieht anders aus, Mr. Trump (Fake-News!).

Amtseinführung Trump vs. Obama

Deutschland

Deutschland musste auch wählen. Hier lief es nicht viel besser. Eigentlich passierte nur das was in anderen Länder schon länger geschieht: die etablierten Parteien werden ordentlich durchgeschüttelt. Die Zeiten sind vorbei in denen nach pseudo-demokratischen Wahlen in Wirklichkeit immer die beiden führenden das ganze unter sich ausmachen. Die kleinen holen jetzt auf, die Stimmen verteilen sich. Da sind auch Parteien dabei die man eigentlich nicht so recht in der Öffentlichkeit aussprechen will, aber so ist das eben in einer Demokratie: da dürfen alle sprechen und alle wählen, auch die Leute die man nicht mag.

So richtig zurecht finden tun sich die alten Schwarzkofferträger damit aber nicht. Jetzt müsste man echt mal Kompromisse machen und den kleinen zuhören, weil man jetzt auch echt mal auf sie angewiesen ist. Der Vorsprung ist nicht mehr so groß das man seine Interessen in der Koalition einfach durchdrücken kann, das Regierungsmonopol ist vorbei. Das Problem dabei ist natürlich das man seine Versprechen gegenüber den Wahl-Spenden-Gebern nicht mehr so toll einhalten kann. Und seien wir ehrlich, BMW will bestimmt nicht ein paar Millionen an CDU/CSU spenden um dann zu hören das man in der Koalition die Umweltgesetze verschärft. Diese neue Situation ist nicht jedermanns Sache, und da müssen die kleineren jetzt mal Eier zeigen. Taten sie anscheinend auch, und die großen finden das glatt mal frech.

Naja, ich schätze wenn man groß war und nun mit den kleinen spricht gewöhnt man sich weniger schnell um als wenn man klein war und nun mit den großen spricht. Die Augenhöhe hat sich verändert und das muss erst mal begriffen werden bevor man wirklich verhandeln kann. Hinzu kommt das die Spenden ja schon vor der Wahl geflossen sind, und versprochen ist versprochen. Versprechen gegenüber Spendern sind was anderes als Versprechen gegenüber Wählern, das erschwert die Sache zusätzlich.

Derzeit hat Deutschland jedenfalls nach wie vor keine neue Regierung, und es macht den Anschein als bleibt die geschäftsführende Altregierung lieber provisorisch im Amt bis es die nächsten Wahlen gibt, statt vom Ross abzusteigen. Da kann der neue Bundespräsident dann auch gleich mal zeigen wo er so steht, der ist nämlich 2017 auch ausgetauscht worden. Interessant wird das allemal und frischer Wind kann nicht schaden. Die aktuelle Phase der Regierungsfindung ist übrigens die längste aller Zeiten. Soll heißen so lange haben sie noch nie gebraucht um sich zu einigen.

Immerhin gab es 2017 schon mal eine echte Neuerung: die Ehe für alle. Sie ist durch. Endlich. Ewige Diskussionen und für die Politiker vor allem ein endloses abwägen auf welcher Seite man mehr Wähler vergrault wenn man sich entscheidet, das war schon schwer. Diesmal kam aber was gutes raus, die Menschen dürfen sich nun selber entscheiden ob sie heiraten wollen oder nicht. Warum nicht gleich so? Ach ja, die Wählerstimmen der Katholiken, … tschuldigung, mein Fehler.

Und sonst so?

Also der Klima-Wandel ist nach wie vor Fake-News. Das in der Arktis Eisberge von der Größe kleiner Bundesländer abbrechen und die Eisflächen an den Polen um die Größe kleiner Länder schrumpfen ist doch ganz normal, deswegen darf Amerika auch die Klima-Abkommen kündigen, der Präsident weiß es schließlich besser als die Fake-News. Das die Hurrikans vorwiegend Amerika treffen klingt da schon fast fair, ist es aber nicht weil die Leute die da getroffen werden nicht die sind die an der Schweinerei verdienen.

Interessant ist dabei auch: es gibt auf den sozialen Plattformen immer mehr Videos von Turbulenzen in Flugzeugen. Da wird schon gewetteifert wer die härtesten Turbulenzen erlebt. Tatsächlich nimmt die Zahl der Verletzten zu und Flugzeuge müssen notlanden um Verletzte zu versorgen. Was die Experten sagen? Die sagen es wird mehr und härtere Turbulenzen geben, weil das Wetter wegen dem nicht existenten Klimawandel noch turbulenter wird. Der Nachschub an Videos ist also gesichert. Gut für die Wirtschaft ist das Wetter auch. Baugewerbe first, Baugewerbe great again! Hat Trump eigentliche auch eine Fluglinie? Nee ich glaube bisher macht der nur in Immobilien. Und überhaupt, Fake-News!

Und dann hatten wir noch den G20-Gipfel. Das war eine tolle Idee den mitten in einer Großstadt zu veranstalten. Die Anwohner waren auch alle Begeistert, wie bei ARD und ZDF in der ersten Reihe zu sitzen. Die Polizei war mindestens genau so happy das sie mit Schild und Schlagstock losgeschickt wurde gegen Leute die Molotov-Cocktails vom Hausdach werfen. Irgendwann haben die Politiker das dann auch begriffen und die Spezialeinheiten geschickt. Die haben die Situation recht schnell in den Griff bekommen. Trotzdem brannte ordentlich was ab bis da hin. Und die Moral von der Geschicht? Weder den Randalierer noch den Politiker interessiert es. Die kommen aus aller Welt zu Besuch, machen dummes Zeug und gehen wieder. Den Schaden haben die Leute die dort einfach nur wohnen wollten, und die Einsatzkräfte die es aushalten müssen.

Das die Botschaft auf beiden Seiten nur Gerede war ist offensichtlich, oder hat irgend jemand in Erinnerung was auf dem G20 beschlossen wurde? Nein, weil die angeblich so Öko-Links-Anti-Globalisierungs-Demonstranten reichlich geplanten Krawall und Sachschaden mit Smartphones ins Netz gestellt haben, inklusive der Plünderungen die nichts als stumpfer Diebstahl von Konsumgut sind. Damit haben sie hervorragend davon abgelenkt das die Politiker auch wieder nichts gebracht haben, was vermutlich die wirksamere Botschaft gewesen wäre. Herzlichen Glückwunsch zu der Botschaft das beide Seiten nichts gesagt haben, außer viel Krach zu machen. Beileid allen die ungewollt vor Ort waren.

Und persönlich?

Ach das meint ihr. Richtig, so weit so allgemein, aber eigentlich soll man ja persönlich zurück blicken. Kann man bei so viel Kopfschütteln schon mal vergessen. Was hat sich also 2017 bei mir getan? Nicht viel. Von der Geduld die ich mir 2016 vorgenommen habe ist was angekommen. Es wurde nicht immer so verstanden sondern teilweise sogar versucht auszunutzen, aber ich bin deutlich geduldiger geworden und trotzdem auf dem richtigen Weg. Mir sind viel mehr von diesen kleinlichen Streitereien egal, ich sehe viele Dinge viel gelassener. Eigentlich alles wo ich keinen langfristigen Trend sondern nur lokalen Trubel erkenne. Trubel vergeht, und danach ist er egal. Wo hin die Reise langfristig geht ist viel interessanter, und auf diese Indikatoren versuche ich mich zu konzentrieren, zumindest was den Input von außen angeht.

So kam es denn auch das sich 2017 neue Aufgaben stellten, welche von genau diesem äußeren Einfluss mehr als geprägt waren. Da war alles im Spiel, von der Karotte vor der Nase über den Versuch des Treibens bis hin zu ausgewachsenen Intrigen. Gelassen bleiben, es weiter versuchen, und wenn es nicht mehr sinnvoll weiter geht ein „quo vadis“ herbeiführen. So kam es, das Spiel ging ein paar Monate und dann platzte es. Gebracht hat es den Spielern nichts, gekostet hat es mich ein wenig, aber das war nur die Probe für meine Geduld. Die wurde damit vermutlich wieder auf ein neues Level gehoben. Am Ende blieben mir neben der persönlichen Entwicklung neue und gute Bekanntschaften ebenso wie ein paar Kontakte über die ich schmunzeln kann. Das Universum hat schon die ersten Quittungen ausgestellt.

Bei der persönlichen Entwicklung sollte man auch immer versuchen seine Möglichkeiten zu entfalten. Auch das hat geklappt. In meiner Gedanken-Schmiede entstand aus den vielen kleinen Puzzle-Teilen meiner bisherigen Informatiker-Tätigkeit im Jahr 2017 eine Art kleines Framework. Und das Baby wächst. Das ist wie mit einem Kind: man versucht ihm eine Richtung zu geben, hat die ganze Zeit das Gefühl es macht doch nur was es will, am Ende erkennt man sich aber irgendwie selbst. Ob letzteres gut oder schlecht ist hängt vom Individuum ab. Es ist trotz aller Nerven und Anstrengung auf jeden Fall schön zu sehen wenn es wieder was neues lernt, und man lernt auch was über sich. Dieses kleine Baby bereitet mir also nicht nur Anstrengung sondern auch Spaß, und das wird es 2018 weiter tun, da freue ich mich schon drauf. Vor allem bin ich aber gespannt wo seine Reise hin gehen wird.

Fazit

2017 habe ich vor allem gelernt das Rückblicke Sinn machen. Als der Artikel begann habe ich mich gefragt was zum Teufel eigentlich passiert ist und wo das Jahr hin ist. Ich musste schwer überlegen was dieses Jahr überhaupt geschehen ist, eigentlich ist es einfach nur durchgerauscht. Ein mal Kopfschütteln zum aufwachen.

Stück für Stück fielen mir Dinge ein, zuerst politische, oft nicht sehr positive. Was man über die Welt heute sagen kann, kann man auch über die Wahlkämpfe sagen: sie polarisieren. Es ist gut das wir mehr Auswahl haben in der politischen Landschaft, aber es ist nicht gut wenn Politiker mit einfachen polemischen Phrasen Stimmen gewinnen. Nutzt die Auswahl, aber lasst Euch nicht von Schubladendenken einfangen, denn dann lasst Ihr Euch verarschen. Blickt lieber hinter die Fassaden und hört nicht nur was gerade ins Schema passt. Sonst ist es nicht nur die Kuriosität der Ereignisse, sondern auch die Feststellung das die Politiker mit dem Blödsinn auch noch gewinnen. Ein mal Kopfschütteln über die Welt.

Dann kamen die persönlichen Resümee. Plötzlich wird einem wieder klar was wirklich alles passiert ist, und das es doch eigentlich ganz gut war. Das ist das beste was einem im Rückblick passieren kann, wenn man auch mal was gutes findet was einem gar nicht so bewusst war. Es bedeutet aber auch im Umkehrschluss das ich nicht bewusst genug gelebt habe. Ich habe nur versucht alles irgendwie hin zu bekommen. Das ist nicht gut, das kenne ich auch schon, das hatten wir schon einige Jahre bis hin zur Eskalation anno 2014. Wollen wir wieder zurück in das finstere Jammertal? Nein. Auf keinen Fall. Wir wollen aus unseren Fehlern lernen und dieses Mal wird vorher etwas unternommen.

Was ich mir für 2018 vornehme? In logischer Konsequenz folgendes: das ich weniger Hektik habe. Viel weniger von dem „ich muss“ und viel mehr von dem „ich kann“. Wie ich das mache? Nun, einfach mal was liegen lassen. Dinge über Bord werfen. Unwichtiges aussortieren. Auch das kennen wir schon. Das haben wir schon mal gemacht. Wenn wir das nicht tun werden wir wieder Dinge verlieren die uns wichtig sind. Auch das hatten wir schon, 2015. Also ein mal Kopfschütteln um den ganzen Müll los zu werden.

Oder anders ausgedrückt:

Einfach mal was von der „To-Do“-Liste auf die „Was-solls“-Liste setzen,

bevor was von der „Ich-will“-Liste auf die „Ist-weg“-Liste wandert.

In diesem Sinne: Abwerfen, durchstarten, neugierig bleiben. Frohes neues Jahr und viel Erfolg für 2018!

https://de.wikipedia.org/wiki/2017