K(C)arl Marx

Der 200’te Geburtstag von Karl Marx, der laut Geburtsurkunde eigentlich Carl Marx hieß. Was bringt uns dazu 200 Jahre nach seiner Geburt (1818) und 135 Jahre nach seinem Tod (1883) daran zu denken? Richtig, der nach ihm benannte Marxismus.

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Leben

Karl Marx entstammte einer jüdischen Familie aus Trier. Dank der Wiener Kongresse fiel die Stadt an Preußen. Um 1820 herum konvertierte die Familie zum Christentum weil sein Vater sonst im preußischen Staat nicht als Anwalt hätte arbeiten dürfen. Er war ein Cousin dritten Grades von Heinrich Heine und ein Cousin ersten Grades von Frederik Philips, der später den Elektronikkonzern Philips gründete. Vielleicht war die Welt damals noch ein wenig kleiner als heute.

Er selber machte 1835 sein Abitur und ging zum Studium der Rechtswissenschaften nach Bonn. 1836 verlobte er sich mit Jenny von Westphalen, der Schwester seines engen Freundes Edgar von Westphalen. Im gleichen Jahr wechselte auch der Studienort nach Berlin, wo er neben Jura auch Vorlesungen aus den Bereichen Philosophie und Geschichte besuchte. 1841 bekam er von der Universität Jena in Abwesenheit den Doktor der Philosophie verliehen, der Titel der Arbeit lautete „Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie“. Das er in seiner Studienzeit durchaus auch umtriebig sein mochte dürften die Anklagen wegen „nächtlichen Lärmens und Trunkenheit“ und „Tragens eines Säbels“ belegen, wobei insbesondere letzteres auf die Mitgliedschaft in Bünden hindeutet.

Nach seinem Doktortitel hoffte Marx auf eine Professur, welche ihm jedoch auf Grund seiner kritischen Ansichten zum bestehenden System verwehrt wurde. Zu dieser Zeit hatte die Lehre von Hegel großen Einfluss auf das Establishment. Die „Alt- oder Rechtshegelianer“ sahen den preußischen Staat als fortschrittlich-modernen Staat, basierend auf den Attributen „funktionierendes Rechtssystem“, „effiziente Bürokratie“, „gute Universitäten“, „Industrialisierung“ und „hoher Beschäftigungsgrad“. Die Linkshegelianer sahen die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung der preußischen Gesellschaft, basierend auf den Attributen „massenhafte Armut“, „staatliche Zensur“, „mangelnde politische Beteiligung der Bevölkerung“ und „Diskriminierung von Menschen die sich nicht zum christlichen Glauben bekannten“. Der preußische Staat stand an der Schwelle eines Zeitalters. Verglichen mit den Jahren zuvor überaus fortschrittlich, verglichen mit dem was man gerne hätte nicht fortschrittlich genug. Marx gehörte zu letzteren, er war eher Linkshegelianer.

So führte der Weg zu der neu gegründeten „Rheinischen Zeitung“ als fester Mitarbeiter. Anfang 1842 erschien sie erstmalig, bereits Ende 1842 übernahm Marx die Redaktion. Hier erfolgte auch eine erste Begegnung mit Friedrich Engel, mit dem er später die marxistische Theorie entwickeln sollte. Anfang 1843 trat Marx als Mitarbeiter der Zeitung wieder zurück, nachdem diese Zunehmend in den Fokus der Zensur geriet. Im gleichen Jahr heiratete er seine Verlobte und zog nach Paris, wo sich seine Tätigkeit erneut auf die Herausgabe einer Zeitschrift fokussierte. Im Rahmen dieser Tätigkeit trat er erneut in Kontakt mit Engels, welcher Beiträge lieferte. Dieser erneute Versuch als Verleger war, wie alle nachfolgenden, nicht von Erfolg gekrönt. Die Zusammenarbeit mit Engels blieb allerdings bestehen.

Lehre

Aus den umstrittenen und viel diskutierten Lagern der Linkshegelianer und aus der Auseinandersetzung mit den Werken von Hegel entwickelte Marx in den folgenden Jahren seine Theorien in verschiedenen Werken. Das bekannteste dürfte das aus drei Bänden bestehende Werk „Das Kapital“ sein, welches auf bestreben von Deutschland und den Niederlanden 2013 in das Weltregister des Dokumentenerbes der UNESCO aufgenommen wurde. Eine Auseinandersetzung mit den Werken und Theorien würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Fest steht aber das Marx viel Einfluss hatte. Beinahe jede Form von kommunistischer Regierung hat sich auf die ein oder anderen Schriften des Marxismus berufen, und auch die heute noch existente SPD als deutsche Partei hat mit Wilhelm Liebknecht eine ihrer Wurzeln im Umfeld von Marx. In London steht ein Denkmal auf seinem Grabstein, zahlreiche Länder haben Plätze und Straßen nach ihm benannt, in der Sowjetunion bis hin zur Marxstadt. Nicht zuletzt haben seine Theorien zu der Namensgebung seiner Nachfolger geführt: beinahe alle heute in seine Richtung fallenden Arbeiten werden unter dem „Marxismus“ zusammengefasst.

Einige zentrale Punkte seiner Theorie waren wohl die Klassengesellschaft, bestehend im wesentlichen aus der Bourgeoisie (Arbeitgeber, Großunternehmer, Industrielle) und dem Proletariat (Arbeitnehmer, Angestellte). Wobei erstere alles besitzen was für die Produktion von Gütern notwendig ist, und somit für letztere die Bedingungen diktieren können. Dazwischen gibt es das Kleinbürgertum (Selbstständige und Kleinunternehmer), was jedoch zunehmend von der Bourgeoisie verdrängt wird. Da der Lohn für das Proletariat nicht ausreicht um eigene Produktionsmittel zu erwerben gibt es auch keine Möglichkeit die Schranken der Klassen nach oben zu durchbrechen. Damit hält die Bourgeoisie die Macht in den Händen und bestimmt nicht zuletzt deswegen auch die öffentliche Meinung, da sie die Mittel dazu haben und die Proletarier abhängig sind und bleiben.

Marx kritisierte weiterhin die Entfremdung von der Arbeit und den Fetisch des Produktes. Arbeit versteht Marx als die Interaktion des Menschen mit der Umwelt. Als kreativen Prozess in dem der Mensch seinen Fähigkeiten entsprechend schöpferisch tätig ist. Dieser Prozess muss frei sein, um dem Menschen gerecht zu werden. Im Kapitalismus stünde aber das Produkt im Vordergrund, und das in einer so extremem Form das der Mensch nicht nur seine eigene schöpferische Kraft nicht mehr ausüben kann, sondern sich sogar in dem Produkt das er gezwungen ist zu erzeugen nicht mehr wieder erkennt. Der Arbeiter hat keinen Bezug mehr zu seinem Werk, nicht selten keine Kenntnis der Notwendigkeit seiner Tätigkeit.

In beiden vereinfachten Beispielen der marxistischen Theorien erkennen wir auch heute aktuelle Beispiele. Die drohende Zwei-Klassen-Gesellschaft ist ebenso wie der Mindestlohn oder die Chancengleichheit in der Bildung regelmäßig Inhalt politischer Diskussionen. Auch die Entfremdung vom Produkt ist in Form von Arbeitsbedingungen, Fließbandarbeit, Zeit- und Leiharbeit, Arbeitsplatzbedingungen und der Wertschätzung von Arbeit regelmäßiger Streitpunkt zwischen Politik, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden.

Eine Antwort hat bis heute niemand gefunden. Das die Entwicklung von gesellschaftlichen Systemen mit der bürgerlichen Gesellschaft im preußischen Staat nicht abgeschlossen war wissen wir mittlerweile, doch wie eine ideale Gesellschaft in der Zukunft nun aussieht wird noch lange Thema für unzählige Debatten sein. Wer weiß, vielleicht ist der Weg ja auch das Ziel und ein ständiger Prozess die Lösung.

Fazit

Wenn Marx gewusst hätte das 200 Jahre nach seiner Geburt mit dem Internet, Blogging, Vlogging, Crouwd-Funding und 3D-Druckern (um nur einige zu nennen) eine zunehmende Liberalisierung der Märkte möglich wird, und praktisch jeder mit ein wenig Einfallsreichtum zum kleinen Produzenten werden kann, hätte ihm das vielleicht gefallen. Natürlich hat auch heute ein Gigant wie Intel, IBM, Apple, Google, Facebook oder Microsoft die Möglichkeit jedes kleine, aufstrebende Unternehmen mit dem Übergewicht der finanziellen Möglichkeiten zu erdrücken. Meist sieht man das an den aufgekauften Startup-Unternehmen, deren Technologie dann übernommen und integriert wird. Wie gesagt, wir haben sicher noch keine Antwort auf alle Fragen, und ob es ihm nun gefallen hätte, oder nicht gereicht hätte, das werden wir nicht erfahren. So oder so, eines bleibt: Seine Gedanken sind sicher einen Gedanken wert!

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Marx

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Engels

https://de.wikipedia.org/wiki/Marxismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Kapital