Google hat einen Patentantrag gestellt. Normalerweise nichts besonderes, mit Patenten werfen ja derzeit alle um sich. In diesem Fall könnte es aber umgesetzt werden: Google Suggestions soll ein System sein, das Vorschläge macht wenn es gilt Nachrichten zu beantworten. Oder selbige gleich automatisiert verschickt, sozusagen ein Social-Media-Bot. Allerdings sollen die Vorschläge/Antworten basierend auf den Kenntnissen über den User generiert werden, also personalisiert sein und die Auswahl des originalen Benutzers in gewisser Weise simulieren können. (bbc, internetworld)
Der Titel lautet „Automated generation of suggestions for personalized reactions in a social network“. (der Patentantrag)
A system and method for automatic generating suggestions for personalized reactions or messages. A suggestion generation module includes a plurality of collector modules, a credentials module, a suggestion analyzer module, a user interface module and a decision tree. The plurality of collector modules are coupled to respective systems to collect information accessible by the user and important to the user from other systems such as e-mail systems, SMS/MMS systems, micro blogging systems, social networks or other systems. The information from these collector modules is provided to the suggestion analyzer module. The suggestion analyzer module cooperates with the user interface module and the decision tree to generate suggested reactions or messages for the user to send. The suggested reactions or messages are presented by the user interface module to the user. The user interface module also displays the original message, other information about the original message such as others‘ responses, and action buttons for sending, discarding or ignoring the suggested message.
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema automatisierte Antworten in sozialen Netzen (was sich ja irgendwie widerspricht) findet sich auf netzpolitik: Google will dein Ghostwriter sein.
Schon jetzt unterscheiden viele zwischen “echten Freunden” und “Facebook Freunden”. Wird diese Unterscheidung im digitalen Alltag bald vielschichtiger? Personen oder Ereignisse, denen wir unsere “echte” Aufmerksamkeit schenken und all jene, die durch den Algorithmus abgespeist werden? Erstere kommen in den Genuss einer selbst geschriebenen Nachricht, Letztere müssen sich mit dem zufriedengeben, was Googles Algorithmus ausspuckt – ohne dies zu merken. Implizit wird dadurch Aktivität wichtiger als Inhalt. Und Reaktion wichtig als Authentizität. Man wahrt den Schein, da man ja – ganz der Netiquette entsprechend – seine Glückwünsche geäußert, sein Beileid bekundet und seine Grüße ausgerichtet hat. Ohne Google wäre es vielleicht zu gar keiner Reaktion gekommen. Dank der Automatisierung muss man sich darüber aber keine Gedanken mehr machen. Ganz gleich, wie unwichtig und rudimentär die soziale Bindung auch sein mag – der Algorithmus kann sie fortan am Leben halten, indem der Anschein gewahrt wird, dass man am Leben des Gegenübers teilnimmt. Dank berechneter, automatischer Reaktionen.
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Was ist Kommunikation noch wert, wenn sie ohne jegliches eigenes zutun stattfindet? Scheinbare Anteilnahme, Freude oder Mitgefühl sind letztlich genau das – Schein. Leider ist automatisierte Kommunikation der nächste, logische Schritt in einer Gesellschaft, für die Aktivität wichtiger ist, als Reflexion.