SEO vs GEO

Das ich kein Freund von SEO bin ist kein Geheimnis. Besonders nicht von den Auswüchsen die es angenommen hat. Ob GEO eine Alternative, die Rettung oder nur der nächste übertriebene Trend wird, das ist die Frage.

Bei SEO war ich immer ein Vertreter davon gut strukturierte Informationen zu liefern. Also einen Mehrwert für die Menschen (Kunden). Auf diese Weise konnte man die Ziele mit der ein Algorithmus für Suchmaschinen entwickelt wurde, mit den eigenen Zielen verknüpfen. Das klingt besser als sich ein Wettrüsten mit den Entwicklern des Algorithmus zu liefern und diesen immer wieder austricksen zu wollen (siehe auch).

Nun haben wir seit einiger Zeit „künstliche Intelligenz“ (KI) in Form von neuronalen Netzen an jeder Ecke. Das diese eigentlich nicht intelligent sind sondern nur sehr gut darin Muster zu erkennen und Antworten zu liefern hatte ich bereits ausgeführt (siehe auch). Da diese Systeme aber schon recht schlau (im Sinne von Wissen) sind und auch neue Kombinationen von Inhalten aus ihrem Wissensbestand erzeugen können hat sich ebenso der Begriff der generierenden KI oder englisch „GenerativeAI“ eingebürgert.

Was das mit SEO (search engine optimization) zu tun hat? Ganz einfach, nicht wenige haben längst den Abgesang auf klassische Suchmaschinen oder gar das ganze Geschäftsmodell von Google eingeläutet. Angeblich würden bald alle nur noch über die KI suchen und sich von dort Antworten generieren lassen. Google würde man gar nicht mehr nutzen. Oder schlimmer ausgedrückt: die KI liefert fertige Antworten und die Webseiten werden gar nicht mehr aufgerufen. Schlussendlich soll die KI sogar bessere Suchen ermöglichen. Zum einen weil sie die eigentlichen Absichten der Menschen besser versteht, zum anderen weil sie Medieninhalte (Bild, Video, Audio) besser durchsuchen kann als bisherige Suchmaschinen. Damit einhergehend wurde die Existenz des Browser für das zukünftige Internet gleich mit in Frage gestellt, weil vielleicht generell niemand mehr surfen will. Alle fragen nur noch die KI. Das klingt beinahe dystopisch.

Ist das so?

Einiges davon ist begründet, anderes nicht. Ob der Browser verschwindet ist eine Frage die weit in der Zukunft liegt. Aktuell werden die KI-Modelle über den Browser oder Apps verwendet, genau so wie alle anderen Webseiten und Apps auch. Gedanken zu neuen Endgeräten die gleich das Smartphone mit ablösen gab es schon, aber Gedanken sind frei und Experimente sind erwünscht. Der Abgesang ist trotzdem noch weit entfernt. Statt dessen sehen wir einen sanften Übergang und können beobachten wir KI-Assistenten in alle möglich bestehenden Tools integriert werden, einschließlich der Browser.

Tatsächlich hat sich auch Google längst angepasst und statt des verlorenen Geschäftsmodells lieber die eigene Datenbasis als Vorteil genutzt. Dank der hauseigenen KI werden zu passenden Suchanfragen einfach Zusammenfassungen von Webseiten als Antwort an der Spitze der Suchergebnisse angezeigt. Das bestätigt natürlich auch eine der Ängste: Wenn der Inhalt meiner Webseite genutzt wird um eine Antwort zu generieren, muss der Kunde meine Webseite gar nicht mehr besuchen. Damit stehen wir auch wieder bei der Frage des Urheberrechts. Dürfen die Betreiber großer KI-Modelle meine Daten nutzen um damit einen Mehrwert für ihre Kunden zu generieren? Den juristischen Part wollen wir hier aber nicht weiter beleuchten, das ist ein ganz eigenes Thema.

Wobei die Frage auch nicht neu ist. Als die großen sozialen Netzwerke anfingen ordentlich Geld mit den Daten ihrer User zu verdienen hatten wir das auch schon in ähnlicher Form. Schauen wir uns doch mal die Vorteile an: Letztendlich kann ich selber bestimmen welche meiner Daten ich im Internet zur Verfügung stelle. Somit kann ich steuern was die großen Sprachmodelle für ihr Training nutzen. Somit kann ich, genau wie bei den sozialen Netzwerken, den Kanal für meine Werbung nutzen.

Was tun?

Fakt ist das die Betreiber der Sprachmodelle alle Informationen für das Training nutzen die sie finden können. Je mehr desto besser. Aber auch je qualitativer desto besser. Die eigene KI soll bessere Antworten liefern als die der Konkurrenz, und jede Ausgabe ist immer nur so gut wie die Eingabe. Die KI braucht also gute Eingangswerte für ihre Datenbasis. Dabei gehen die Betreiber recht sorglos vor und werten anscheinend alles aus was sie in die Finger bekommen. Im Umkehrschluss kann ich aber auch davon ausgehen das alle meine öffentlich sichtbaren Kanäle in das Training einfließen.

Die Kunst an der Sache ist es jetzt in den Antworten aufzutauchen. Ich stehe also wieder vor dem gleichen Problem wie eigentlich schon bei SEO: wie liefere ich auf meiner Webseite und in meinen Social-Media-Kanälen Informationen die eine KI für so nützlich hält das sie diese Informationen meinen potentiellen Kunden anzeigt? Das müssen vorzugsweise gute Antworten sein, auf die Fragen die meine Kunden stellen.

Damit sind wir bei GEO (generative engine optimization). Das Ziel von GEO ist es, die eigenen Daten so darzustellen das eine KI die Daten beim Training gut ablegen kann, und bestenfalls bei den richtigen Fragen als Antwort wieder ausliefert. Zum Beispiel: Optimalerweise würde eine KI einem potentiellen Kunden bei der richtigen Frage empfehlen sich mal an meine Firma zu wenden. Der optimale Fall mag nicht immer eintreten, aber das Ziel ist klar: Wir wollen als Antwort taugen.

Glücklicherweise ist das einfacher als es klingt. Die KI’s werden gebaut um natürliche Sprache zu verstehen und natürliche Antworten zu geben. Demnach muss ich eigentlich nichts weiter tun als meine Webseite gut zu strukturieren und für Menschen klar und verständlich zu halten. Da die KI immer besser darin werden soll menschliche Sprache zu verstehen arbeiten die Entwickler der KI dann wieder in meine Richtung. Das klingt strategisch sinnvoll.

Dabei sollte ich möglichst keinen mehrfachen Content für unzählige leicht angepasste Landingpages oder sonstige lustige Marketing-Tricks pflegen, denn das kann die KI schwer unterscheiden. Genau so wie Menschen auch verwirrt sind wenn sie auf verschiedenen Seiten den gleich Inhalt leicht abgewandelt wiederfinden. Performance-Optimierungen um die Prozentwerte der eigenen Conversion-Rate im Nachkommabereich zu verbessern rechtfertigen den Aufwand auch eher selten. Je einfacher und klarer meine Webseite ist, desto einfacher haben es die Besucher und damit auch die KI. Dabei ist die eigene Webseite als primärer Kanal augenscheinlich die beste Wahl, weil ich hier den größten Einfluss auf die Struktur und Sichtbarkeit habe. Wenn die Betreiber einer Social-Media-Plattform beschließen eine Konkurrenz-KI auszusperren kann ich das nämlich nicht beeinflussen. Auf meiner Webseite können alle KI’s lernen wer ich bin und was ich anbiete.

Was habe ich denn davon?

Gute Frage. Wenn die KI meine Webseite nutzt um Antworten zu liefern kommen die Menschen ja immer noch nicht auf meine Webseite.

Das scheint mir aber langfristig nicht das Problem zu sein. Google hat mit seinen KI-Zusammenfassungen anfangs den ein oder anderen Fehlschlag erlitten und musste schon einige Anpassungen vornehmen. Die Thematik ist also noch in der Findungsphase. Langfristig wird Google auch kein Interesse daran haben die Webseiten aussterben zu lassen, weil sie die Daten für das Training brauchen. Der Wettstreit unter den KI’s hat längst begonnen, und alle Betreiber brauchen immer wieder neue Daten zum lernen. Auch die neuesten Informationen sollen möglichst schnell in die eigene Datenbasis fließen damit die KI antworten kann. Das erzwingt eine Koexistenz zwischen KI und zuliefernder Datenbasis, im Grunde die gleiche wie vorher bei den Suchmaschinen. Also wird es Weiterleitungen geben auf die Quellen an denen man die Informationen gefunden hat, es wird Darstellungen von Produkten geben und Hinweise auf Orte mit weitergehenden Informationen. Schließlich will man die besten Antworten im eigenen System und somit die Lieferanten von guten Antworten belohnen.

Welche Form die Antworten von KI-Systemen in Zukunft haben wird sich zeigen. Wie Produkte und Quellen in den Antworten platziert werden ebenfalls. So oder so, es wird eine neue Form der Koexistenz geben und man wird sich damit auseinandersetzen müssen. Den Gang der Dinge ignorieren und die KI aussperren zu wollen wird jedenfalls keine Lösung sein. Statt dessen würde ich versuchen der KI gute Daten zu liefern, und dann hoffen das ich in den Quellenangaben zu den richtigen Fragen auftauche.

Fazit

Unterm Strich glaube ich das es eine neue Technik ist, aber das Thema bekannt. Wenn ich meinem Motto zu SEO folge, dann ändert sich für mich nichts mit GEO. Wenn ich früher aber die ganze Trickkiste des SEO genutzt habe um Geld zu verdienen, dann muss ich mich jetzt deutlich umstellen. Auf der anderen Seite gehe ich davon aus das die findigen Köpfe hinter dem SEO-Geschäftsmodell auch ebenso findige Ideen zu GEO haben werden. Dann beginnt das nächste Wettrüsten. Statt zwischen Algorithmus und SEO dann zwischen KI und GEO. Davon würde ich persönlich aber abraten. Das hat aus strategischer Perspektive schon früher selten Sinn gemacht. Es sei denn man verdient sein Geld damit.

Man darf auch nicht vergessen, wir sind Menschen, soziale Wesen die von anderen sozialen Wesen Feedback haben wollen. Egal wie viel wir im Internet lesen, am Ende wollen wir von einem Arzt wissen was mit uns los ist. Egal wie treffend und echt die Antworten einer KI wirken, am Ende mögen wir unseren Lieblingsautor oder Moderator trotzdem. Weil er seine ganz eigene Art hat Dinge zu erzählen und Worte zu verwenden. Menschen haben ihren eigenen Stil und sind eben nicht „generative“. Das bedeutet nicht das die KI nicht auch ihren Stil hat, und auch den kann man mögen. Das macht sie zu einem weiteren Mitspieler, nicht zu einem Ersatz für alles andere.

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