Fidel Castro

Fidel Alejandro Castro Ruz wurde 1926 oder 1927 geboren, ganz sicher ist man sich da wohl nicht. Auf jeden Fall starb er wohl am 26. November 2016 in Havanna, das ist man sich allgemein sicher. Weniger bekannt dürfte sein das er von 1976 bis 2008 im Amt war (ganze 32 Jahre), das er Jura Studiert hat, das er einen Studentenausschuss gegen Rassendiskriminierung gründete, zwei Friedenspreise erhielt und angeblich 638 Mordanschläge überlebt hat. Die Geschichte von Fidel Castro ist so eng mit Cuba verbunden wie sie es überhaupt nur sein kann. Das heutige Cuba ist Fidels Cuba.

 

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Wie Fidel begann

Fidel Castro war der Sohn eines Plantagenbesitzers (Ángel Castro Argiz), also nicht aus armen Verhältnissen. Er war allerdings ein uneheliches Kind aus einem Verhältnis mit der Köchin (Lina Ruz González). Er hat zwei Brüder (Raúl und Ramón), vier Schwestern (Ángela María, Enma, Juana und Agustina), zwei Halbgeschwister aus erster Ehe seines Vaters (Pedro Emilio und Lidia Castro Argota) und noch einen Halbbruder aus einem weiteren unehelichen Verhältnis.

Für Fidel Castro gibt es insgesamt drei Taufzeugnisse, mit ebenso vielen Namen (Fidel Hipólito Ruz González, Fidel Ángel Castro Ruz, Fidel Alejandro Castro Ruz). Das zweite Zeugnis entstand nach der Scheidung des Vater 1941, dabei soll gegen Bestechung das Geburtsdatum auf 1926 vorgezogen worden sein um ihm den Zugang zu einer Schule zu ermöglichen für die er sonst nicht alt genug war. Daher die heutige Verwirrung um sein Geburtsjahr. Der Vater hat ihn erst 1943 endgültig anerkannt, nach erneuter Heirat mit Fidel Castros Mutter. Aus dieser Zeit stammt das letzte Taufzeugnis, diesmal enthält es den Namen des Vaters.

Basierend auf der eher verworrenen Geschichte der frühen Jahre hatte Fidel also trotz des eigentlichen gehobenen Elternhauses in der frühen Zeit viel Kontakt mit der armen Landbevölkerung. Ebenso musste er in der überwiegend katholischen Umgebung und Erziehung mit dem Makel des unehelichen Kindes umgehen.

1945 begann er sein Jura-Studium und erste politische Aktivitäten. 1947 beteiligte er sich schon an dem Versuch den Diktator der Dominikanischen Republik zu stürzen (Karibische Legion), welcher scheiterte. 1948 heiratete er, 1949 wurde sein Sohn Fidelito geboren. 1950 schloss er sein Studium mit dem Doktor des Zivilrechts ab und eröffnete eine Kanzlei in Havanna. Die Kanzlei beschäftigte ihn nur bis 1953, er bevorzugte die Politik.

1952 wollte er mit der orthodoxen Partei bei den Parlamentswahlen antreten. Der Staatsstreich von Fulgencio Batista, mit dem er Carlos Prío absetzte und selbst die Macht ergriff, verhinderte die Wahlen jedoch. Fidel klagte gegen Batista wegen Bruch der Verfassung, die Klage wurde jedoch abgewiesen. Durch diese Erfahrung kam Fidel zu dem Ergebnis das alle legalen Mittel ausgeschöpft seien und nun das Widerstandsrecht in Kraft trete. Und so war der Grundstein für eine Revolution gelegt.

Wie die Revolution begann

1953 sammelte Fidel eine mehr oder minder große Schar von 160 Kämpfern und wollte damit zwei Kasernen angreifen, die Moncada-Kaserne und die Kaserne Carlos Manuel de Céspedes. Fidel hatte sich selbst und 120 Kämpfer für die Moncada-Kaserne (1500 Mann Besatzung) und 40 Kämpfer für die Kaserne Carlos Manuel de Céspedes vorgesehen. Sein Plan basierte zum einen darauf das die Besatzungen von einer vorangegangenen Feier müde seien, und zum anderen durch die Aktion ein Volksaufstand ausgelöst würde. Beides war ein Irrtum, und der Angriff schlug fehl.

Die Opfer hielten sich mit 8 Kämpfern auf Fidels Seite und 13 Soldaten der Regierung noch in Grenzen, doch dem gescheiterten Angriff folgten massive Racheakte des Militärs und der Geheimpolizei. Insbesondere die Lynch-artigen Racheakte sorgten für Aufsehen und führten letztendlich dazu das der Erzbischof von Santiago die Einstellung dieser Maßnahmen forderte. Vermutlich hat er damit Fidel das Leben gerettet, jedenfalls schaffte er es lebend in Gewahrsam und vor Gericht.

Fidel wurde zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt. Als politischer Gefangener hatte er relativ freie Haftbedingungen und Zugang zu Literatur. Er bildete sich weiter fort, und wurde nach nur zwei Jahren wegen einer Generalamnesie entlassen. Kurz nach seiner Entlassung gründete er die „Bewegung des 26. Juli“. Deren Ziel war nunmehr ein Untergrundkampf in kleinen Zellen. Guerilla-Taktiken gegen Batista. Fidel hatte offensichtlich dazugelernt, und die Moncada-Kaserner sollte später zu einem Denkmal für die Revolution werden.

Wie die Revolution verlief

Nach den ersten schlechten Erfahrungen begann der zweite Akt gründlicher. Fidel ging im Juli 1955 mit einer Reihe von Mitstreitern nach Mexiko ins Exil. Dort wurden sie von Alberto Bayo ausgebildet. Selbiger war Offizier in Spanien und kämpfte im Bürgerkrieg gegen Francisco Franco. Neben dem Offizier mit Erfahrung und professioneller Ausbildung trat ein weiterer wichtiger Kontakt in Fidels Leben: Ernesto „Che“ Guevara.

Nach nur etwas mehr als einem Jahr machte sich Fidel im November 1956 zusammen mit Che Guevara, seinem Bruder Raúl Castro und 79 weiteren Kämpfern auf den Rückweg nach Cuba. Im Dezember traf er dort ein, als Comandante en Jefe (Befehlshabender Kommandant) von gerade mal 81 Mann. Seiner Ankunft folgte der Guerilla-Kampf.

Nach nur zwei Jahren schaffte es die Schar sich gegen eine zahlenmäßig weit überlegene Armee so weit durch zu setzen das Batista am 1. Januar 1959 aus Cuba flüchtete. Der Rückhalt in der Bevölkerung hat zugenommen, die Gewerkschaften und Demokraten stellten sich gegen Batista, und die USA verhängten offiziell ein Waffenembargo gegen ihn (nachdem Batista ein Massaker an oppositionellen verüben ließ). Die USA spielten an dieser Stelle allerdings ein doppeltes Spiel, da die CIA den Diktator Batista bis zum Schluss unterstützte und versuchte im Amt zu halten.

Nach dem ersten fulminant gescheiterten Anlauf verlief der Zweite Versuch einer Revolution also grandios erfolgreich.

Nach der Revolution

Als Batista floh wurde Fidel Castro praktisch zum Staatsoberhaupt. Bereits im Februar 1959 übernahm er den Posten des Ministerpräsidenten, sein Bruder Raúl erhielt den Oberbefehl über die Streitkräfte. Fidel Castro sortierte in den kommenden Jahren die Besetzung der Regierungsposten. Eine Zeit lang stellte er die Verbindung zwischen den Parteien „radikal links“ und „liberal Mitte“ dar, sorgte aber im Laufe der Zeit für eine Besetzung die seiner kommunistischen Marschrichtung folgte. Sein Bruder Raúl und sein Weggefährte Che nahmen in der Zwischenzeit Verbindung zu anderen sozialistischen Ländern auf, vor allem natürlich der Sowjetunion. 1960 bekannte sich auch Fidel Castro offiziell der Sowjetunion, und verkündete im gleichen Rahmen das er keine freien Wahlen abhalten wolle.

Die Beziehung zu der Sowjetunion war unterdessen stets wechselhaft. In der Kuba-Krise 1962 war Castro verärgert über den nicht abgesprochenen Abzug der Raketen. Auf der anderen Seite erklärte er seine Unterstützung für die Niederschlagung des Prager Frühlings. Ebenso unterstützte Cuba andere sozialistische Länder und Bewegungen, wie 1975 beim militärischen Einsatz in Angola zur Unterstützung der dortigen marxistischen Bewegung. Cuba war auch stets geheimdienstlich in Afrika und Lateinamerika tätig.

Neben militärischer und geheimdienstlicher Unterstützung verfolgte Cuba auch humanitäre Projekte. Schätzungen zufolge wurden rund 50.000 Ärzte in 60 verschiedene Länder entsandt. Beispielsweise in dem Projekt „Barrio Adentro“ (hinein ins Armenviertel) zogen cubanische Ärzte in die Barrios von Venezuela.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann für Cuba eine wirtschaftlich schwere Zeit. Die alten Handelspartner und Märkte befanden sich in einem schweren Umbruch und sind teilweise komplett entfallen. Dies zwang Fidel Castro zu Wirtschaftsreformen und zu einer Liberalisierung des Marktes. Der Besitz des Dollar wurde erlaubt, die Aufnahme selbstständiger Tätigkeit und die Öffnung für den Tourismus. Fidel gelang es dabei sein Regierungs-System weitgehend unverändert zu erhalten.

Der Rückzug

Fidel Castro hatte zum Schluss folgende Ämter in sich vereint: Staatspräsident, Staatsratsvorsitzender, Ministerratsvorsitzender, Oberbefehlshaber und erster Sekretär der kommunistischen Partei. Also so ziemlich alle Posten die was zu sagen haben.

2006 übergab er überraschend sämtliche Posten an seinen Bruder Raúl, zuerst vorläufig und aus gesundheitlichen Gründen. 2007 kündigte er an sich vollständig von seinen Ämtern zurück ziehen zu wollen und bestätigte dies 2008 erneut. Daraufhin wählte das Parlament 2008 seinen Bruder Raúl zu seinem Nachfolger.

In den folgenden Jahren bis zu seinem Tod 2016 ging Fidel Castro eher beratenden Tätigkeiten nach. Er empfing nach wie vor unterschiedliche Besucher und Journalisten und machte nach wie vor von sich reden. So forderte er im Gespräch mit Journalisten den iranischen Präsidenten auf seine antisemitische Politik zu beenden und Israel anzuerkennen, Worte die man im Westen gern hört. Auf der anderen Seite lobte er russische Publizisten, die behaupteten die Gründer der Bilderberg-Konferenzen hätten Hitler an die Macht gebracht, den 2. Weltkrieg finanziert, die NATO gegründet, mit Hilfe von Musik und Drogen das politische Interesse der Massen gelähmt und die Kriege im Kosovo und Afghanistan initiiert. Solche Worte zum Thema „Militärisch Industrieller Komplex“ hört man im Westen wiederum nicht gern.

Fazit

Fidel Castro polarisierte die Menschen schon immer, ganz so wie er in den letzten Jahren durch scheinbar wechselseitige Positionen von sich Reden machte. Doch so wechselseitig scheinen die Positionen nicht, wenn man eines ausblendet: die klassische Teilung zwischen Ost und West. In genau diesem Spalt bewegte sich Cuba und mit ihm Fidel Castro in all den Jahren und versuchte dort seine eigene Position zu behaupten, weder östlich noch westlich, sondern Cuba.

Als kommunistisches Land und direkter Nachbar der USA war Cuba dem großen Nachbarn immer ein Dorn im Auge. Nicht zuletzt deswegen war das Land ununterbrochenen Angriffen ausgesetzt. Die USA versuchten Cuba zu isolieren und zu destabilisieren, außenpolitisch durch Embargos, innenpolitisch mit der CIA. Die CIA hat für den Sturz von Fidel Castro sogar mit gesuchten kriminellen der Mafia zusammengearbeitet, man kann also sagen sie waren sich für nichts zu schade (ein bekannter Höhepunkt war wohl die Invasion in der Schweinebucht). Die scheinbar verbündete Sowjetunion war weit weg, ihre Ostblockstaaten ebenfalls. Die Kombination aus geografischer Lage und politischer Orientierung sorgte dafür das Cuba ohnehin schon immer allein war, die schlechtesten vorstellbaren Bedingungen. Trotzdem konnte es sich behaupten, und kann es nach wie vor. Cuba existiert, die großen USA haben es bis heute nicht geschafft den verhassten kleinen Nachbarn los zu werden.

Fidel Castro soll zwei Einträge im Guiness Buch der Rekorde bekommen: den für den „am längsten dienenden Staatsmann der Welt“ und für die Person „der weltweit die meisten Attentatsversuche galten“. Selbst dies scheint ein Widerspruch zu sein. Trotz all der Attentatsversuche blieb er am Leben, trotz all der Anfeindungen blieb sein Land und seine Regierung bestehen. Man mag zu Fidel Castro stehen wie man will, zwei Dinge stehen fest: die USA, die am meisten über ihn schimpfen und am härtesten gegen ihn vorgegangen sind, haben sich selbst am wenigsten mit Ruhm bekleckert, und in so einer Position wie Fidel Castro sich mit Cuba befand so lange zu überleben muss sowohl ihm als auch seinem Cuba erst mal jemand nachmachen.

Wer Fidel Castro wirklich war wird man nicht mehr erfahren. Es gibt Aussagen über ihn, in denen behauptet wird er hätte eine aufwendigen Lebensstil gepflegt. Es gibt aber auch Aussagen über ihn die sagen er hätte spartanisch gelebt und sich gesund und einfach ernährt, beinahe wie ein Mönch. Die Wahrheit? Beide Seiten sind Belege schuldig. Zumindest eine der Seiten die viel über ihn berichtet hat gibt aber mittlerweile zu einiges erfunden zu haben. Die Forbes beispielsweise hat zugegeben die staatlichen Unternehmen bei der Schätzung seines Vermögens mitberechnet zu haben. Die CIA hat mittlerweile zahlreiche Attentate und Kampagne gegen Fidel Castro zugegeben. Alles in allem sind die Informationen über ihn also vermutlich mit Vorsicht zu genießen. Wir wissen auf jeden Fall das es zahlreiche Versuche gab ihn zu denunzieren.

War Fidel Castro nun ein Gutmensch? Vermutlich nicht. War er das Böse schlechthin? Vermutlich auch das nicht. Hat er unsere Zeit beeinflusst? Ganz sicher. Neutral betrachtet hat er auf jeden Fall eine interessante und bemerkenswerte Geschichte. Lassen wir das als drittes feststehen. Und belassen wir es dabei.

 

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Fidel_Castro

https://de.wikipedia.org/wiki/Karibische_Legion

https://de.wikipedia.org/wiki/Fulgencio_Batista

https://de.wikipedia.org/wiki/Moncada-Kaserne

https://de.wikipedia.org/wiki/Alberto_Bayo

https://de.wikipedia.org/wiki/Spanischer_B%C3%BCrgerkrieg

https://de.wikipedia.org/wiki/Che_Guevara

https://de.wikipedia.org/wiki/Central_Intelligence_Agency

https://de.wikipedia.org/wiki/Invasion_in_der_Schweinebucht

https://de.wikipedia.org/wiki/Kubakrise

https://de.wikipedia.org/wiki/Prager_Fr%C3%BChling

https://de.wikipedia.org/wiki/Kubanischer_Milit%C3%A4reinsatz_in_Angola

https://de.wikipedia.org/wiki/Barrio_Adentro

https://de.wikipedia.org/wiki/Bilderberg-Konferenz

https://de.wikipedia.org/wiki/Torricelli_Act

https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Mongoose

https://de.wikipedia.org/wiki/Kuba